ANDY VAZ feat. Eva Soul

(Soiree-152)

KEEP-IT-DEEP (DE)

Andy Vaz zaehle ich zum Produzentenkreis meines Vertrauens, wenn mir nach alten House- und Producer-Traditionen ist, die der Koelner seit 2007 fast ausschliesslich auf seinem eigenen Label, Yore Records, frisch aufleben laesst. Doch halt: Wer bei dem Begriffspaar "alte House- und Producer-Traditionen" aus Angst zusammenzuckt, gewisse vorbekannte Bass-Harmonien, Drum-Pattern und nostalgieschwangere Synth-Melodien zum soundsovielten Mal, als Rezeptionsdokument sozusagen, zu hoeren, kann ganz beruhigt aufatmen. Tradition im Falle eines Andy Vaz bedeutet: Der Mann greift nicht auf Retortenware zurueck, sondern schnitzt seine Beats und drechselt seine Baesse von Hand aus Rohmaterial, weshalb die Basslines sauerstoffreich durchblutet, die Harmonien koerperwarm und der Groove lebendig ist. Zuletzt zeigte Vaz dies auf seinem Label mit dem Album "Straight Vacationing, erschienen im Herbst des letzten Jahres. Auch jetzt wirkt es auf mich noch immer wie der Impulsvortrag eines hochkaraetigen Rhetors: Die kurzen, praegnanten Tracks vermitteln dem Hoerer die zauberhafte Kraft, die von der Motorcity Detroit ausgeht, und sei es nur als Projektionsflaeche fuer die eigenen musikalischen Sehnsuechte - Sehnsuechte nach dem Wahren und Echten in der House Music. Was anderswo als abgegriffenes Klischeebild bemueht wird, ist bei Vaz das Ergebnis eines jahrelangen Suchens und aufmerksamen Hinhoerens. Zum Anfang des Fruehlings legt Andy Vaz nun eine 12inch Vinylschallplatte auf Soiree Records auf. Dies ist ein Label aus Detroit, das mit einigen Unterbruechen bereits seit 1990 besteht und hauptsaechlich Plattform fuer den Output eines Derrick Thompson ist, den man wohl eher unter seinem Kuenstler-Alias Drivetrain kennt. Thompson ist es auch, der dem Koelner Produzenten Vaz mit einem Remix zur Seite steht. Seine straight-outta-Detroit Version kommt in einem befluegelten Midtempo daher, angetrieben von einem pumpenden Rhythmus und pulsierenden Bass, unterlegt von warmen Orgeltoenen oder einem E-Piano sowie schwebenden, morphenden Synthie-Flaechen. Dieses komplexe Groove-Geruest traegt dazu bei, dass man den Track als tight bezeichnen muss. Und an den Synthesizer-Stabs im Breakdown haetten wohl auch ein Juan Atkins oder Derrick May ihre Freude. Das Original hingegen stellt sich als Soul-Ballade heraus. Andy Vaz hat dabei den Schmacht und Schmalz der Saengerin Eva Soul ganz tief eingearbeitet in einen perkussiven House-Groove, der mit seinem beschwoerend-repetitiven Rhythmus bis auf den Grund der Seele vordringt. Man moechte sich ihm ganz hingeben und davonschweben. Bleibt noch das letzte Rework. Es stammt aus der Meisterschmiede des Beatdown-Uebervaters Norm Talley. Alles weitere dazu waeren nur Floskeln.